Mitarbeitermotivation ist gerade in dieser Zeit ein heißes Thema. Viele Menschen freut ihr Beruf nicht: sie sind unglücklich, unzufrieden, überfordert und gar Burnout gefährdet.
Aber: Kann man Menschen überhaupt motivieren? Oder versteckt sich dahinter nicht viel mehr eine Form der Manipulation? Denn wer motivieren will, der erwartet meistens ja auch etwas: Bessere Leistung, höheren Output oder was immer.
Für mich bedeutet Motivation schlicht und einfach, ein UMFELD zu schaffen, in dem sich arbeitende Menschen durch Begeisterung SELBST motivieren können.
Hardfacts wie:
- Gehaltserhöhung
- Boni
- größerer Firmenwagen
erfreuen zwar kurzfristig, werden aber sehr rasch zur Selbstverständlichkeit!
Anhaltender und wirkungsvoller sind:
- Beachtung und Zuwendung
- Anerkennung und Wertschätzung
- Selbstbestimmtheit
- Möglichkeit zu Selbstentfaltung
- Weiterbildung und Aufstiegschancen
Gründe, die hingegen zu Demotivation führen:
Äußere Gründe, u.a.:
- Zu hohe Fremdbestimmtheit
- Zu viel Druck von „oben“
- Zu wenig oder keine Möglichkeit der Selbstentfaltung
- Keine oder zu wenig erlebte Wertschätzung / Anerkennung / Beachtung durch Vorgesetzte
- Angst vor Jobverlust, besonders in existenzgefährdeten Betrieben
- Mobbing durch KollegInnen
- Nicht leistungsgerechte Entlohnung
Innere Gründe, u.a.:
- Selbstüberschätzung: Falsche Erwartungen an sich selbst
- Falsche Berufswahl: Der Job erfüllt nicht die eigenen Bedürfnisse
- Extremer Perfektionismus: Zu hohe Erwartung an sich selbst
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Als interimistischer Leiter eines mittelgroßen Betriebes hatte ich vor einigen Jahren die Möglichkeit, meine jahrzehntelange Erfahrung als Unternehmer gemeinsam mit meinem Know-how als Wirtschafts- und Berufungscoach zum Wohle des Betriebes einzubringen.
Der bisherige Leiter war in ein schweres Burnout gefallen und ich sollte ihn für einige Monate ersetzen. Das Betriebsklima war denkbar schlecht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – 50 % davon waren Leasingkräfte – schienen demotiviert und freudlos.
Meine Aufgabe war es, sie zu stärken, zu fördern, zu unterstützen und das Betriebsklima zu verbessern.
Ich nahm mir jeden Tag sehr viel Zeit, durch den Betrieb zu gehen, alle Mitarbeiter persönlich zu begrüßen, ihnen die Hand zu geben und sie nach ihrer Herkunft und ihren Befindlichkeiten zu fragen.
Die Leasingkräfte machten die gleiche Arbeit wie die Fixangestellten, erhielten aber nur den halben Lohn. Dadurch kam es immer wieder zu Streitereien und Eifersuchtsszenen. Es lag nicht in meiner Kompetenz, Gehälter zu erhöhen, aber ich hörte ihnen aufmerksam zu und versprach ihnen, mich für sie in der Zentrale einzusetzen.
Sehr bald fanden gerade diese Leiharbeiter Vertrauen zu mir und freuten sich jeden Tag, mit mir ein paar Worte wechseln zu können. Ich bekam viele Dinge zu hören, die zu der schlechten Stimmung geführt haben und hatte somit die Möglichkeit, dagegen zu wirken.
Coachings, Mitarbeitergespräche, Transparenz, Zuwendung, Achtsamkeit und Wertschätzung führten zu erhöhter Zufriedenheit aller.
Bei meinem Abschied nach neun Monaten bedankten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herzlich bei mir und ich freue mich sehr, mit einzelnen heute noch immer Kontakt zu haben. Vor allem aber freut es mich, dass mein Nachfolger auf meiner Vorarbeit aufgebaut hat und der Betrieb mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorragend läuft.